Geschichte des Turbinenwerks

Das Gelände des Turbinenwerks blickt auf eine weitreichende Geschichte zurück. Sie begann mit dem Elektrotechnik-Unternehmen Brown, Boveri & Cie. (BBC), das im Jahr 1891 von Charles E. L. Brown und Walter Boveri im schweizerischen Baden gegründet wurde.

Um die Jahrhundertwende profitierte das Unternehmen von der voranschreitenden Elektrifizierung und expandierte bereits in den ersten Jahren nach der Gründung. In diesen Zeiten benötigte auch die Stadt Mannheim mehr Strom und bestellte am 1. Dezember 1898 bei BBC ein Kraftwerk. Wörtlich lautete der Auftrag: „Erstellung einer Drehstrom-Centrale für Licht, Kraft und Straßenbahn sowie die Errichtung einer Umformerstation“. Doch das war nur der technische Teil.

Die Stadt Mannheim profitiert von Auflagen

BBC musste sich verpflichten, „am hiesigen Platze eine Fabrik für die Ausführung elektrischer Unternehmungen und Anlagen mit einem Grund-, Häuser- und Gewerbesteuerkapital von mindestens einer Million Mark zu erstellen, dauernd in Betrieb zu halten und mindestens 500 Arbeiter in derselben zu beschäftigen“. 

Darüber hinaus hatte BBC noch seine Hauptverwaltung nach Mannheim zu verlegen. Zwei Jahre später war das Turbinenwerk geboren und BBC baute einen Standort in Mannheim mit zunächst 400 Mitarbeitenden auf.

Ein Areal mit einer bewegten Geschichte – und besten Perspektiven für die Zukunft

15. Juni 1900

Eröffnung
Am 15. Juni 1900 wurde das Werk in Käfertal eröffnet.

Ab 1908

Fokussiert auf Elektrotechnik

Ab 1908 entwickelten und bauten die Beschäftigten von BBC im Turbinenwerk die elektronische Ausrüstung für Schienenfahrzeuge und Kraftwerkskomponenten.

In der Gründerzeit gab es reichlich Arbeit. Für die Elektrifizierung der Städte lieferte BBC die Generatoren, Transformatoren und Verteileranlagen.

Kurz darauf begann mit der Entwicklung von Dampfturbinen eine neue Epoche. In Mannheim wurde eine Werkshalle nach der anderen errichtet. In der Zeit gab es kaum eine größere Stadt, in der nicht Turbinen und Generatoren aus Mannheim für die Stromerzeugung sorgten.

Dann wurde kräftig diversifiziert: Straßen- und Grubenbahnen, Turbinen für Schiffe, Kältemaschinen für Kühlhäuser sowie Brauereien und vieles mehr. 

Nach 1945

Am Wiederaufbau beteiligt

Das Werksgelände lag nach dem Zweiten Weltkrieg zwar in Schutt und Asche, doch BBC profitierte vom Wiederaufbau und schuf neue Geschäftsfelder: Kühlschränke, Elektroherde, Waschmaschinen.

Als hierzulande die Kernkraft aufkam, war der Konzern ebenfalls mit von der Partie.

10. August 1987

Das Ende der Ära BBC

Keine hundert Jahre nach der Gründung ging die Ära von BBC zu Ende. Am 10. August 1987 verkündeten Brown, Boveri & Cie. und Allmänna Svenska Elektriska Aktiebolaget (ASEA, Schweden) ihren Zusammenschluss zum neuen Konzern ABB (Asea Brown Boveri).

Darauf folgten lange Auseinandersetzungen zwischen der Unternehmensleitung und den Arbeitnehmervertretern. Schließlich verloren etwa 1.500 Menschen am Standort Mannheim ihren Arbeitsplatz.

Mit der Zeit zog sich ABB aus den Sparten Verkehrstechnik (heute Alstom) und Kraftwerksbau (heute GE) zurück.

1999

Zusammenschluss von ABB und Alstom

1999 vereinigten ABB und der französische Alstom Konzern ihre Stromerzeugungskapazitäten in einem Gemeinschaftsunternehmen, in dem auch das Mannheimer Werk aufging.

2000

Rückzug von ABB

Nur ein Jahr später zog sich ABB aus dem Kraftwerksgeschäft zurück. Der Mannheimer Kraftwerksstandort gehörte nun ganz zu Alstom. 2.000 Beschäftigte arbeiteten im Jahr 2000 noch bei Alstom in Mannheim – halb so viele, wie hier 1980 erwerbstätig waren.

2015

Übernahme durch General Electric (GE)

Im November 2015 übernahm der US-amerikanische Konzern General Electric (GE) in einer globalen Transaktion weltweit ca. 65.000 Alstom Beschäftigte der Sparten Grid und Power, wozu auch der Mannheimer Standort zählte.

2017

Abtransport der letzten Kraftwerksturbine

Im Dezember 2017 wurde die letzte Kraftwerksturbine abtransportiert und die Produktion auf dem Gelände des Turbinenwerks eingestellt.

2019

Übernahme durch Aurelis

Im Jahr 2019 wurde das gesamte Areal des Turbinenwerk an Aurelis zur Neuentwicklung eines zukunftsorientierten Gewerbequartiers übergeben.